Genremalerei

Genremalerei
Gen|re|ma|le|rei, die <o. Pl.> [ von frz. peinture de genre]:
Malerei, in der typische Handlungen u. Begebenheiten aus dem täglichen Leben einer bestimmten Berufsgruppe od. sozialen Klasse dargestellt werden.

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Genremalerei
 
['ʒãːr(ə)-], bildende Kunst: Darstellungsbereich, der Handlungen und Begebenheiten des alltäglichen Lebens zum Inhalt hat. Man unterscheidet zwischen bäuerlichem, bürgerlichem, höfischem und Soldatengenre oder ebensolchen Genrebildern (Sittenbilder). Blütezeiten der Genremalerei waren immer mit dem Erstarken des Bürgertums verbunden. Das abendländische Genrebild entwickelte sich aus der mittelalterlichen Buch- und Tafelmalerei (Heiligenleben, Monatsbilder u. a.) und hatte seinen ersten Höhepunkt in der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts mit der Wiedergabe häuslicher Tätigkeiten und mit Schilderungen geselligen Beisammenseins bei Mahl, Tanz und Trunk, volkstümlichen Festtreibens, derber Wirtshausszenen mit trinkenden und spielenden Bauern (W. Buytewech, J. Jordaens, A. Brouwer, A. van Ostade, D. Teniers der Jüngere, G. Terborch, J. Steen, G. Metsu). Die Schilderungen geselligen Beisammenseins werden ihren Motiven nach als Gesellschaftsstücke (Konversationsstücke) bezeichnet, zu denen auch die im 18. Jahrhundert in Frankreich kreierten höfischen Fêtes galantes, Darstellungen höfischer Festgesellschaften in idyllischen Parklandschaften, gerechnet werden (A. Watteau, N. Lancret, J.-B. Pater, F. Boucher, J. H. Fragonard). Dem bäuerlichen Genre widmeten sich in Frankreich die Brüder A., L. und M. Le Nain, dem bürgerlichen J.-B. Chardin und J.-B. Greuze, in Italien P. Longhi, in Deutschland D. Chodowiecki. In Spanien hatte die Genremalerei bedeutende Vertreter in D. Velázquez, B. Murillo und F. de Goya. In den szenischen Darstellungen menschlicher Torheit, Eitelkeit und Laster von W. Hogarth in England klingt eine neue, satirische Komponente an. Auch zur Zeit des Biedermeiers waren Genrebilder besonders beliebt (G. F. Kersting, F. G. Waldmüller, P. Fendi, J. Danhauser, C. Spitzweg, T. Hosemann). Die Genremalerei der Düsseldorfer Schule glitt nach sozialkritischen Ansätzen von J. P. Hasenclever und Carl Wilhelm Hübner (* 1814, ✝ 1879) ins Anekdotische und Triviale ab; in Frankreich trugen H. Daumier, G. Courbet und J.-F. Millet in Genrebildern sozialkritischer Aspekten Rechnung. Großes Ansehen als Genremaler genoss u. a. E. Meissonier. Zu den Höhepunkten der Genremalerei im 19. Jahrhundert gehören ferner Werke von É. Manet, E. Degas, C. Monet, A. Renoir, P. Cézanne, P. Gauguin, V. van Gogh und H. de Toulouse-Lautrec, in Deutschland. Bilder von A. von Menzel, W. Leibl und M. Liebermann. Im 20. Jahrhundert erlangte die Genremalerei noch einmal Bedeutung durch Künstler wie P. Picasso und M. Chagall. Genrehafte Züge tragen zum Teil auch die von sozialem und politischem Engagement getragenen Werke von Käthe Kollwitz, O. Dix, R. Guttuso, J. C. Orozco und J. D. Alfaro Siqueiros, der Vertreter des sozialistischen Realismus, aber auch des »kapitalistischen Realismus« (Realismus, Interieur).
 
 
W. Hütt: Das Genrebild (Dresden 1955);
 U. Immel: Die dt. G. im 19. Jh. (Diss. Heidelberg 1967);
 H. Langdon: Everyday-life painting (Oxford 1979);
 M. Haraszti-Takács: Spanish genre painting in the seventeenth century (a. d. Ungar., Budapest 1983);
 C. Brown: Holländ. G. im 17. Jh. (a. d. Engl., 1984);
 H.-J. Raupp: Bauernsatiren. Entstehung u. Entwicklung des bäuerl. Genres in der dt. u. niederländ. Kunst ca. 1470-1570 (1986);
 H. F. Schweers: Genrebilder in dt. Museen (1986).

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Gen|re|ma|le|rei, die <o. Pl.> [LÜ von frz. peinture de genre]: Malerei, in der typische Handlungen u. Begebenheiten aus dem täglichen Leben einer bestimmten Berufsgruppe od. sozialen Klasse dargestellt werden.

Universal-Lexikon. 2012.

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